Freitag, 11. September 2009
Far
[von Alex]

Ich bin jetzt schon wieder seit halb eins nachts auf den Beinen, weil Marius und ich gestern gegen 15 Uhr ins Koma gefallen sind. Auf dem Flug von Singapur nach Frankfurt waren 6 von 12 Stunden mehr als turbulent, sodass an Schlaf nicht zu denken war.
Richtig, wir sind wieder im Lande und atmen euren Sauerstoff! Warum? Weil wir Deutschland so unglaublich vermisst haben! Die positive Einstellung, das Wetter, die Preise der Deutschen Bahn!

Okay, nicht ganz.
Als wir mit unserer zauberhaft dekadenten Rundreise in Neuseeland fertig waren, mussten wir feststellen, dass wir mit dem Geld niemals drei Monate auskommen würden. (Ein Ü! Üüüberaus überwältigend... juchu, ein ä!) Also setzten wir uns mit Susanne in Verbindung und teilten ihr mit, dass wir das Abflugdatum einen Monat vorverlegen wollten... mit der Absicht, ihn verfallen zu lassen, sollten wir einen Job in Australien finden.

Auf dem Weg die Küste hinunter haben wir über's Internet nach Angeboten in Sydney gesucht und uns ungefähr 15 Mal beworben. Nichts. Weil wir ja rechtzeitig in Sydney sein mussten (und etwas vom Land sehen wollten), konnten wir auch nirgendwo länger als ein paar Tage bleiben. Nachdem alle Touren und Busse gebucht waren, lernten wir auf der Reise, dass wir auch gut und gern ein paar Wochen irgendwo für Essen & Unterkunft hätten arbeiten können. Die Backpacker schmeißen mit der Arbeit um sich, aber wie gesagt, das wissen wir erst jetzt.

Kurz vor Abflug erhielten wir dann zwei Einladungen zu Vorstellungsgesprächen, die aber nach unserem Abflugdatum stattfinden sollten. Naja. Shit happens.
Wir haben den geilsten Trip überhaupt hinter uns, sind sehr glücklich und haben vorm Studium in den letzten Monaten eh noch einiges zu erledigen (Führerschein, Praktika, Städtereisen). Ich hätte sicherlich niemals NEIN zu ein paar Wochen / Monaten mehr in Aussie gesagt, aber wie heißt doch so cheesy: Home is where your heart is.
Ich bin sicher, das befindet sich momentan in den besten Händen.

Wie wär's also mit einem Bericht über die letzte Woche? Bis eben haben wir unsere Fotos aussortiert. Eintausend (1000, tausend!) sind bereits im Papierkorb gelandet, obwohl wir noch nicht fertig sind.
Abschließend folgen also zusätzlich ein paar Bildchen zum Abschluss *wischt sich ein Tränchen weg*.

Here we go...
In Agnes Water sind wir in das tollste Doppelzimmer aller Zeiten umgezogen. Kühlschrank, DVD-Player, Dusche in einer kleinen Holzhütte. Abends besuchten wir einen magischen, kleinen Strand, der mich so entzückt hat, dass ich mit Klamotten ins Wasser gelaufen bin. Herrlich.

Am nächsten Morgen ging es runter zur Hervey Bay, der hässlichsten Stadt ever - sieht aus wie ein Industriegebiet. Immerhin haben wir dort eigentlich nur geschlafen und 24 geschaut, weil wir von dort aus zur Fraser Island gefahren sind. (Richtig, 24! Nachdem wir in Agnes Water stundenlang im Internetcafé geladen haben und letztendlich nur eine Folge gucken konnten, fanden wir in der zweiten Videothek die sechste Staffel. Nach diversen Taxifahrten, muss dazu gesagt werden, da es dort keinen Bus gibt und die Tusse am Schalter darauf bestand, dass wir unsere Reisepässe aus dem Zimmer holen. Zurück im Backpacker, konnten wir den DVD-Player dort nicht nutzen, sodass wir in ein fremdes Hostel gelaufen sind und dort den Fernsehraum belegt haben. Geeeeaks! ;))

Drei Tage campen mit dem Jeep... blaue Flecken, Beule, Rippenprellung! Selber Schuld, wenn man österreichische Ex-Soldaten fahren lässt. ("Wo bleibt denn der Spaß, wenn weniger als drei Achsen in der Luft sind?") Die Dingos haben schon am ersten Abend den Deckel unserer Kühlbox geklaut. Die Moskitostiche summierten sich bei mir, während Marius in Frieden schlummerte. Unsere Füße sind immer noch schwarz, weil sie irgendwann einfach nicht mehr sauber werden. Aber das war's wert! Vier Stunden im Urwald (japs, wir haben uns verfahren), dann am nächsten Tag die komplette Fahrt am Strand entlang - Dünen, kristallklarer Fluss, Meer, "Salzwasserpools" & tolle Aussichten. Den letzten Tag verbrachten wir am See, wo Marius und ich uns kurzerhand einen kleinen Privatstrand eingerichtet haben (um die Ecke vom Touristenstrand aus, irgendwie haben die anderen das Fleckchen wohl nicht gefunden). Von wegen australisches Territorium! Was man findet, darf man behalten.

Endlich weg aus Harvey Bay, auf nach Byron! Wir landeten in einem künstlerischen Hippie-Hostel, der "Arts Factory". Von dort aus ging's nach Nimbin, einem Hippiedorf eine Autostunde entfernt (mit unserem Bus hat es etwas länger gedauert, der kam den Berg nicht hoch). Zur Geschichte der Stadt: Als dort in den 70ern das Aquarius-Festival stattfand, kannte man den Ort kaum. Plötzlich liefen tausende von Hippies über die örtlichen Felder und sammelten Pilze, die durch die Kuhscheiße gewachsen waren. Einige blieben auf den verbleibenden Drogen hängen, andere hatten einfach keinen Bock, zurück nach Hause zu gehen... jedenfalls geschah so die "Besiedelung". Heute gibt es dort eine handvoll Einwohner, neun Polizisten und alte Frauen, die auf der Strasse Haschkekse verkaufen.

Nach 14 Stunden Fahrt (argh... Hirnmatsche) und plötzlich eintretender Kälte kamen wir in Sydney an.
Zwei Tage hatten wir Zeit, um uns alles anzuschauen (bzw. alles, was nicht nach Museum oder Kathedrale klang). Ab in den Hyde Park, auf den Skytower, in die Overrail Schwebebahn! Gezockt haben wir auch, ich schaffe in House of the Dead mittlerweile Rang B :P
Die meiste Zeit haben wir am niedlichen Darling Harbour verbracht. Wir sind mit der Fähre von dort aus zum Circular Quay gefahren und die Sicht auf die Brücke, das Opera House und den Mini-Vergnügungspark genossen. Der Botanische Garten ist einfach wunderschön! Während wir dort spazieren waren, wurde der Himmel auf einmal schlagartig schwarz. Ein Blitz, ein Windstoß und es goss wie aus Eimern... sowas hab' ich echt noch nie erlebt. Aus Verzweiflung sind wir in irgendeinen Bus gestiegen und zur Endstation gefahren, was uns letzendlich zum schönsten Restaurant der Stadt (ich bin FEST davon überzeugt!) geführt hat. Sicht über die komplette Skyline bei Nacht. Und Ravioli. Hach.

So eine unvergessliche Zeit! Ich kann noch gar nicht glauben, dass ich wieder in Oberhausen sitze. Vielleicht sind meine Gedanken aber auch nur genauso getrübt wie meine Sicht vor lauter Müdigkeit ("Siehst du auch verschwommen...?").
Wenigstens die Erinnerungen und die Fotos sind scharf. Seht selbst... in ein paar Tagen, wenn mein PC aufgeräumt ist.

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